Ich habe mir die erste 7er-Reihe an Wiederbelebungsimpulsen angehört - von “Dienst in Würde” bis “Lass es fließen” - um für mich und für dich meine Essenz dieser ersten sieben Podcast-Folgen herauszuhören und weiterzuentwickeln.
Für meinen Zugang ist das sinnvoll und spannend, weil ich mir nichts ausdenke, sondern auf Empfang gehe, also übe zu lauschen, was mir aus möglichst “reinen Quellen” gegeben wird. Das ist eine wohltuende Verschiebung der Wahrnehmung, weil ich mich nicht mehr mit Fragen wie “Wie wird das ankommen?”, “Habe ich etwas zu sagen?” oder “Bin ich ein kluger Mensch?” herumschlagen muss, sondern mich “Was erlausche ich, was fügt sich in mir zusammen?”, “Wie kann ich dem zu stimmigem Ausdruck verhelfen?” und “Wie kann ich das im Alltag für mich und andere fruchtbar machen?” widmen darf. Es fühlt sich mehr wie eine Kooperation denn eine “einsame Kreation” an.
Kulturschock der Seele
Verdichtet hat sich in mir bei diesem Prozess das Bild beziehungsweise das Erleben, dass die Seele eine Art Kulturschock erleidet, wenn sie in die heutige moderne Gesellschaft geboren wird. Inwieweit dieser Schock durch eine andere Kultur vermieden oder zumindest abgefedert werden kann vermag ich nicht zu sagen, aber als Ahnung ist diese Möglichkeit in mir sehr stark lebendig. Und im Grunde ist dies die Ausrichtung meiner Arbeit mit dem Labor für Kulturtransformation: Eine Gesellschaft, die die Existenz einer geistigen Ebene anerkennt und als manifeste Ebene damit in bewusste Kooperation geht. Das würde viel Leid, Orientierungslosigkeit und Verwirrung beenden. Es würde auch die Perspektiven radikal verändern, weil aus seelischer Sicht sehr andere Elemente wesentlich sind, denn aus moderner, in diesem Sinne reduzierter Sicht.
Es tut mir wohl, eine solches Ziel vor Augen zu haben, auch wenn der Kontrast zum Jetzt-Zustand dadurch manchmal besonders schmerzhaft ist. Aber es geht mir nicht darum diesen zu beklagen, sondern schon jetzt, in diesem Moment, ein Leben zu kultivieren, in dem diese Kooperation der Ebenen selbstverständlicher Alltag ist.
Was mir dadurch in den Blick kommt, sind die mannigfaltigen Schockzustände, die ein fühlendes Wesen in dieser Kultur als Teil des „normalen Ablaufes“ erfahren muss, von der Art wie Geburt und Sterben organisiert sind über die systemische Entfremdung vom eigenen Wollen und Spüren in Bildungsinstitutionen oder Arbeitszusammenhängen bis zu der Art wie das „Miteinander“ (Gegeneinander) in der formalen Politik gestaltet wird. Oft sind es aber „Mikro-Schocks“, die den Schockzustand aufrechterhalten. Es muss nicht immer gleich ein Krieg sein, es genügt, dass einer der zahlreichen „Trigger“ in uns berührt ist, um in eine emotionale Enge oder Starre zu kommen.
Der heilsame Umgang damit ist für mich nicht, die Auslöser zu bekämpfen oder zu vermeiden, sondern einen Raum der liebevollen Wahrnehmung um die Urwunde herum zu etablieren. Dazu brauche ich ein aus der Erfahrung genährtes Vertrauen, dass diese Wunde „nicht alles“ ist, dass ich mehr bin als die Gefühle von Panik, Schock, Entsetzen, Angst etc.
Es gibt den schönen Begriff der Schattenarbeit, der das, was mir am Herzen liegt, aber nicht ganz erfasst. Schattenarbeit ist in meinem Verständnis immer gleichzeitig Lichtarbeit, also wieder spürend werden für das, was mich schmerzt oder erschreckt, weil ich wieder spürend werde, für das was mich trägt, hält, nährt und erst lebendig macht.
Das ist ein guter Weg, gerade in dieser Zeit, in der so viele neue Krisen und Angstszenarien auftauchen oder aufgebaut werden. Es ist die Gelegenheit, sich auf eine weitere Ebene einzuschwingen, was nicht abheben bedeutet, sondern ankommen, auf die Welt kommen und auf der Welt sein als spürender Mensch, der Schritt für Schritt die Taubheits- und Erstarrungserlebnisse abschüttelt. Das ist kein leichter Weg, aber die Alternative ist deutlich beschi…, nämlich auf Autoritäten zu vertrauen, die bewiesen haben, dass sie dieses Vertrauen nicht verdienen und auf Weltbilder zu bauen, die an allen Ecken und Enden bröckeln und bröseln. In der heutigen Zeit bedeutet es, entweder zum Eissoldaten oder zur Eissoldatin zu mutieren, die einem schrillen Marsch folgt, oder die eigene Lebensmelodie zu erlauschen, auch wenn sie noch so leise tönt.
Ich glaube, dass die Bewegung näher zur Urwunde hin eine große Überraschung beinhaltet. Passend zum Osterfest aber in moderner Terminologie: Das schwarze Loch ist nicht das Ende von allem, sondern der Anfang. Je näher ich meiner Wunde komme, desto näher komme ich mir selbst in meiner Ganzheit.
In diesem Sinne wünsche ich dir von Herzen eine innige Zeit und freue mich, wenn du mit mir den “Weltübergang” zelebrierst und diesen “Kanal” weiterempfiehlst und unterstützt!