Willkommen bei Michael Nußbaumers Newsletter zum WELTÜBERGANG !
Der Eindruck drängt sich mir auf, dass “wir” als Gesellschaft in eine Sackgasse geraten sind. Die Lösungsstrategien für die heftiger werdenden Krisen verschlimmern und vertiefen die Probleme “zuverlässig”. Sind wir gar im “Upside Down” gelandet? (Der Begriff stammt aus der populären Serie “Stranger Things” und bezeichnet eine Art mit dem Alltag verbundene Höllenebene) Denn viele Bereiche erscheinen verdreht, ja gegenteilig zu ihrem offiziellen Sinn - im Bildungssystem wird die Lernfreude gedämpft oder gar zerstört, religiöse Institutionen unterbinden die Verbindung zum Geist, politische Institutionen erschweren demokratische Teilhabe, das Gesundheitssystem hat in weiten Bereichen einen so eng geführten Begriff von Gesundheit, dass Heilung behindert wird, etcetera.
In dieser Richtung weiterzugehen erscheint wenig attraktiv, außer man erliegt dem Reiz des Dystopischen und erliegt der Faszination von Untergangszenarien - aber das könnte mensch gefahrloser in der Literatur oder im Film “genießen”. Was ist also die Alternative, welcher andere Weg zeichnet sich ab?
Anstelle der Sackgasse könnte ich ein anderes sprachliches Bild nehmen, dass weniger den Fehler und mehr das Lernen und Entwicklen zeigt: Wir sind den Weg des “GEGEN”: Mensch gegen Natur, Mensch gegen Mensch, Mensch gegen Gott - (fast) bis zum Ende gegangen, haben alles gelernt, oft schmerzlich, was es zu lernen gab und gehen nun den Weg des “MIT”, der Verbundenheit, der Kooperation.
So habe ich mir das vorgestellt, um 2010 herum, und seitdem zahlreiche Projekte eines neuen Miteinanders mit ins Leben gerufen, mitgestaltet und später in meiner beruflichen Rolle als Supervisor und Organisationsberater begleitet - was ich immer noch und mit Freude tue. Ganzheitliche Medien, alternative Bildungseinrichtungen, Wohnprojekte, nachhaltig werkende Unternehmen, Verwaltungen, Kunstprojekte, Landwirtschaften, Vereine, …
Ja, es ist schön zu sehen, was da alles aufblüht, in welcher Vielfalt und Kraft andere Formen des Miteinanders gelebt werden! Aber, ich glaube, ganz offen geschrieben, nicht mehr, dass darin allein die Lösung für die Krisen unserer Zeit liegt. Es ist mir zu deutlich geworden, dass die Spaltungen und das verengende Denken in diesen Projekten genau so vorhanden ist, wie in der übrigen Gesellschaft - und das kann vermutlich auch gar nicht anders sein. Was aber dann?
Ich glaube, dass unsere Wahrnehmung noch zu sehr an Strukturen und Formen verhaftet ist - und dass diese deswegen so schwer zu wandeln erscheinen, weil wir glauben, sie seien das Einzige, das existiert oder eben “zählt” - das, was wirklich ist. Was, wenn wir diese Formen und Strukturen anders sehen, eher wie Bewegungen auf dem Wasser oder Linien im Sand? Nicht nur, dass sie so als flüchtig erkannt werden, sie sind auch nicht das Wesentliche, sie werden zu Oberflächenstrukturen auf einem gewaltig großen Untergrund - und der ist es, der “mehr zählt” oder wirklicher ist.
Was nützt so ein “Zaubertrick”? Im Alltag erfahren wir doch häufig, wie machtvoll gesellschaftliche Strukturen sind - und wie ohnmächtig dagegen wir als Einzelne; und wir erfahren auch, wie schwer es ist, eigene tiefsitzende Muster und Prägungen zu wandeln!
Wir können dabei aber auch die Erfahrung machen, dass wir sehr viel weiter und tiefer sind, als wir denken. Und dass wir aus eng gewordenen Rollen schlüpfen können, nicht durch “Angststrengung”, sondern indem wir mehr von uns und vom Leben erlauben.
Und so findet der WELTÜBERGANG statt, indem sich der oder die Einzelne dem zuwendet, was ihm oder ihr wirklich am Herzen liegt. Ich weiß, das schmeckt nach einem Kalenderspruch - eh schön, aber nicht lebenstauglich. Aber ich weiß auch, dass dieser Übergang wirklich ist. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ich aus meiner Enge heraus, ohne diese Enge “angeschaut zu haben”, mich in die Weite zu kämpfen versuche - und dabei übersehe, dass das nicht “funktionieren” kann, dass ich da stets auf der gleichen Ebene bleiben werde. Und ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ich “zu mir komme”, zuerst zu mir komme und erspüre, was sich da entfalten will, was sich da noch ängstigt, wozu ich gerufen bin und wozu nicht - und dass dann vieles “wie von selbst” geschieht, in dem weiten Raum, den ich in mir dafür geöffnet habe, den ich als für wahr genommen habe.
Beim WELTÜBERGANG geht es also nicht darum, noch mehr darauf zu schauen, was ich bewirken will, was ich verändern will, sondern um eine andere Art der VERANTWORTUNG, die fern ist von Ideologien und Konstrukten.
Simply put: folg der Spur deiner Freude oder - weniger gefühlsbetont - deines Interesses. Nicht eines “intellektuellen Interesses”, sondern dessen, was dich wirklich anspricht, ja, in deiner Seele. Dann tauchst du tiefer und tiefer ein in die Kommunikation des Lebendigen mit sich selbst - die sowieso stattfindet, nur schenken wir ihr meist wenig Aufmerksamkeit und Wert. Dann endet auch das Gefühl der Isolation und der Überforderung und Gedankenmuster, die dir ständig vorschreiben wollen, was dich zu interessieren hat, was du gut finden solltest und was nicht, verlieren ihre Kraft.
der WELTÜBERGANG findet also in dir statt, wieder und wieder, bis er - möglicherweise - in der gesellschaftlichen Realität auch nicht mehr zu verhindern oder zu übersehen ist. Das ist kein Rückzug, es ist eine Rückbesinnung auf den “Nicht-Ort”, aus dem alles kommt. Darüber - im einzelnen, im Konkreten, im Allgemeinen, durch Ton und Bild und Wort, geht es hier. Kommst du mit auf die Reise?
Herzlich willkommen.