Im Austausch mit meinem lieben Freund und Kollegen Michael Schütz, ereignet sich immer wieder Wundersames. Sei es die Seminarreihe “dem eigenen Mythos auf der Spur” oder das Theaterkabarett “U5 - eine magische Reise in die fünfte Dimension”. Unser Austausch schöpft immer aus dem Vollen, aus allem, was da ist und uns aktuell bewegt, führt über gspüriges Assozieren in die Höhe, Tiefe und Weite und dermaßen umfassend informiert wieder zurück ins Konkrete. Seit Juni letzten Jahres, also 2022, gibt es einen neuen Fokus: Texte über die Wahrheit und die Wirklichkeit zu schreiben. Der Anspruch ist groß genug, um den Verstand zu überfordern, so dass Eingebungen durch die entstandene Öffnung — ja eben eingegeben und angenommen werden können. Der Ablauf ist in etwa so: Wir finden durch die oben beschriebene Art des Sprechens zu einem Thema, das uns beide interessiert; dann setzen wir uns eine zeitliche Frist, bis zu der wir jeweils ein bis zwei Seiten schreiben. Wir lesen die Texte des anderen, finden Gemeinsamkeiten, sind aber vor allem fasziniert über die unterschiedlichen Wege, die wir erkunden. Aus diesem Dialog entsteht das nächste Thema.
Ob daraus ein Buch wird? Es ist gut möglich. Vielleicht bleibt es auch bei dem Austausch, der unsere eigenen Erkenntniswege und Leben erhellt. Weiter unten veröffentliche ich einen Ausschnitt, nämlich den ganz frischen Text Nummer Neun: Das Unannehmbare annehmen. Ein essentielles Thema, mit dem jeder Mensch punktuell oder über lange Zeit konfrontiert ist, besonders in diesen Zeiten des WELTÜBERGANGS. Denn beim Weltübergang geht es um die Frage, wie wir mit der sich ereignenden Transformation kollaborieren können?
Ich freue mich natürlich über deinen Kommentar, ein Like und das Weitersagen, wenn es für dich stimmig ist! Kennst du das, etwas akzeptieren zu müssen, dass du „eigentlich“ für inakzeptabel ansiehst? Wie gehst du damit um?
Alles Liebe,
Michael
Das Unannehmbare annehmen…
… ist ein Weg.
Es ist der Abstand, zwischen dem, was ist und dem, was für mich annehmbar ist. Hier geht es nicht mehr um „wünschenswert“, nicht um einen angestrebten Idealzustand, sondern um die Weigerung, einen gefühlten Katastrophalzustand als wirklich anzunehmen. Wenn wir uns einer solchen Wirklichkeit ergeben, haben wir verloren (so empfinden wir es). Deshalb weigern wir uns, auch nur einen Schritt auf diesem Weg zurückzulegen. Würden wir uns einer inakzeptablen Wirklichkeit hingeben, würden wir uns selbst verraten, müssten etwas loslassen, das wir für essentiell halten.
Das kann eine große Kraft zur Transformation entwickeln. Wird uns von außen etwas aufgezwungen und wir weigern uns standhaft, dies als unveränderlich zu akzeptieren, kann gewaltiger sozialer Wandel die Folge sein. Rosa Parks, die nicht aufsteht, Menschen, die eine Impfpflicht nicht akzeptieren, Soldaten, die den Kriegsdienst verweigern.
Eine unannehmbare Wirklichkeit anzunehmen, kann ebenso gewaltige oder noch gewaltigere Transformationskraft entwickeln. Etty Hillesum, die mitten im größten Gräuel die Liebe zum Sein verwirklicht, eine Mutter, die den Tod ihrer Kinder verkraftet, ein Wehrdienstverweigerer, der Schande und Folter hinnimmt.
Was haben wir anzunehmen, auch wenn wir es als unannehmbar empfinden? Wo hat unser „Nein!“ einen Sinn? Meist beginnt, wenn etwas Unannehmbares geschieht, eine Phase des „Verhandelns“. Wir wollen zum Beispiel den Menschen, der uns so, wie er eben noch war, als unverzichtbarer Teil unseres Lebens erscheint, davon abhalten, sich zu verändern, oder gar zu gehen. Wir sprechen mit ihm, oder in uns mit seinem Bild von ihm oder mit dem Tod oder mit Gott.
„Alles, nur das nicht.“
„Das.“
„…“
Offene Fragen:
Sind diese mühseligen Verhandlungen unabdingbar, die ersten Schritte auf dem Weg der Annahme, die wir partout nicht als Schritte sehen wollen, weil wir den Weg nicht zu gehen bereit sind?
Und machen wir uns doch, gerade durch diese „Verhandlungen“, auf den Weg der Hingabe, der den Abrund überbrücken kann?
Fallen diese Verhandlungen weg, wenn ein Mensch zur „Wirklichkeit hin erwacht ist“, nicht mehr festhält an liebgewonnenen Bildern, welchen auch immer, sich nicht mehr identifiziert mit seinen Vorstellungen, die er vor die Wirklichkeit gestellt hat?
Wann ist es lebenswichtig, zu kämpfen, wann ist es lebenswichtig, die Waffen niederzulegen?
Wenn uns eine Hiobsbotschaft ereilt, fühlen wir uns unverdient bestraft. Gott liebt uns nicht mehr, das Leben ist gemein zu uns. Es ist ratsam, nicht über diese Gefühle und Gedanken hinweg zu gehen. Den Kampf zu kämpfen, bis er ausgekämpft ist und sich nicht vorschnell in etwas zu schicken, das uns zutiefst widerstrebt. Sonst wächst die Gefahr, in einer resignativen, jämmerlichen Lebenshaltung steckenzubleiben. Ebenso ratsam ist es, mitten im Kampf mit der Möglichkeit der Hingabe in Verbindung zu treten und zu bleiben. Wie sehr wünsche ich mir eine schnelle Entscheidung, um aus diesem schier unerträglichen Spannungszustand, dieser Kreuzigung zu entkommen! Sei es, dass ich mich in bleibende Verweigerung zu retten versuche oder billig über meine inneren Einwände hinweggehe und in süßliche Spiritualität ausweiche. Mitten darin zu bleiben, den Konflikt zwischen „Das ist unannehmbar! Es kann einfach nicht wahr sein!“ und „Aber so ist es nun einmal. Ich habe nicht die Macht, es zu verändern.“ toben zu lassen, während ich alles daran setze, dass dieser scheinbar unauflösliche Widerspruch nicht zu einem Krieg wird, zu einem Schlachtfeld mit Schützengräben, sondern einen neuen Raum öffnet, wo bislang noch keiner war. So zerreißt uns das Diabolische, das Zweigeteilte in eine größere Wirklichkeit hinein, in der unsere Schmerzen geborgen sind. So führt der unauflösliche Widerspruch nicht zu Siegern und Verlierern, sondern zu einem neuen, größeren Ganzen, das bis dorthin nicht zu erfahren war.
Wie sehr wünsche ich mir eine schnelle Entscheidung, um aus diesem schier unerträglichen Spannungszustand, dieser Kreuzigung zu entkommen!
Es ist in diesem Verständnis wichtig, nicht zu früh, nicht leichtfertig aufzugeben – und gleichzeitig, nicht zu stur an der eigenen bisherigen Wahrheit festzuhalten. Den schmerzhaften Weg nicht abkürzen zu wollen, nicht einem Bild von „lieb sein“ oder „spirituell sein“ entsprechen zu wollen, sondern ganz mit deiner eigenen Wahrheit in Kontakt zu bleiben und mit dem Unannehmbaren in Kontakt zu kommen. So können wir zu einer Verbindung über den Abgrund werden.
Aber, das kann sich unerträglich anfühlen. Weil zwei sich ausschließende Wahrheiten im selben Raum, in mir sind: „Das darf nicht sein!“ und „So ist es aber!“. Und wir können die Brücke zwischen diesen nicht mit unserem Verstand bauen, der daran fast verzweifeln mag. Es ist eine Gleichung, die nicht aufgeht, es ist zum verrückt werden, weil der Fehler nicht zu finden ist — da es keinen gibt! Wir können uns „nur“ öffnen für die Gnade, die uns zuteil wird, dass sich aus dieser „unmöglichen“ Situation eine neue Möglichkeit herauskristallisiert.
Das Leben ist über meine roten Linien geflossen, die Grenzen des Akzeptablen waren kein Hindernis für „es“. Daran kann ein Mensch zerbrechen und „natürlich“ versuchen wir viele Tricksereien, um dieser Zerstörung zu entkommen. Wir stellen uns taub, wir wenden uns ab, wir leugnen, bauen Trutzburgen, bekämpfen was ist durch illusionäre Wortgebilde, aber all das hilft nicht, es entfernt uns von der Wirklichkeit. Wenn wir „das“ annehmen, wartet (hoffentlich!) nach der Zerstörung neues Land, ein größeres Zuhause auf uns. Jeden Moment, in dem wir in der Spannung des „was ist, darf nicht, kann nicht sein“ wach bleiben, ist kostbar.
Indem wir den Weg auf diese Weise gehen, helfen wir mit, eine größere Wirklichkeit ins Leben zu rufen. Ein Grund, wieso Unannehmbares geschieht, mag sein, dass wir verkrustet sind und nicht mehr mit dem lebendigen Fluss des Lebens in Kontakt sind und dies für das Leben nicht hinzunehmen ist – also bricht es die Krusten auf. Da wir das Leben sind, können wir nichts dagegen tun. Wir können Scheingefechte gewinnen, aber das verändert nichts Wirkliches. Aber wenn wir uns hingeben, kommt die Kraft zu uns zurück. Letztlich sind wir es selbst, die auf uns warten, sind wir es, die wir anzunehmen haben! So wird die vermeintliche Niederlage süß: Wir haben uns nicht verloren, sondern wieder gefunden und neu erfunden.
Und, falls dich das tröstet: Ein tieferer Grund für das Unannehmbare mag sein, dass wir so der Entfaltung des Universums dienen können – eine durchwegs vornehme Aufgabe.
Vielleicht erfrage ich noch Michael Schützs Erlaubnis, um auch seinen Text Nummer Neun auf diesem Kanal veröffentlichen zu dürfen.
Meine Bücher kannst du ganz einfach hier bestellen.
Und wenn du dich begleiten lassen willst, auf deiner “unmöglichen Reise”, deinem “weglosen Weg”, so stehe ich dir von Herzen gerne zur Verfügung!
Danke für deine wunderbare Beschreibung des Tanzes und der Spannungen zwischen den Polen, wo wir, wenn wir unser Bewusstsein dehnen und beide Seiten bewusst im Gefühl halten können, zugleich sterben und wachsen. In diesem Zustand hilft es mir, eine weitere Ebene zu öffnen, die des Mitgefühls. Alles Liebe, Anna