Dies ist ein Auszug aus meinem Buch “Wege durch die Angst”. Inhaltlich ist es soweit beendet, nun folgt die Phase von Layout und Lektorat. Du kannst es vorbestellen und es und meine weitere Arbeit daran ermöglichen. Ganz herzlichen Dank!
Wenn man den Geschichten, die unsere (post-)moderne Kultur über das Leben erzählt, Glauben schenkt, kann man nur Angst bekommen. Dann sind wir unbedeutende Organismen in einem beinah leeren, unaufhaltsam dem Kältetod entgegen strebenden Universum, die jeden Moment grundlos, durch einen blinden Zufall, für immer ausgelöscht werden können, während sie in ihrer auf Konkurrenz angelegten Natur ums Überleben beziehungsweise die besten Plätze in der Gesellschaft kämpfen.
Dass sich eine so tief deprimierende Geschichte als weithin anerkannte Wahrheit durchsetzen konnte ist erstaunlich – ebenso erstaunlich ist es, wie viel Menschlichkeit im besten Sinne wir angesichts einer solchen Erzählung noch vorfinden!
Nehme ich diese Geschichte vom separierten und zum Tode verurteilten Individuum in einer sinnlosen und gottlosen Welt für wahr, MUSS Angst, ja Todesangst meine beständige Begleiterin sein und da die meisten Menschen so nicht leben könnten, spalten sie diese Angst ab.
Bin ich aber offen dafür, Angst zu fühlen, bekomme ich es zusätzlich mit den abgespaltenen und verleugneten Ängsten eines ganzen Kollektivs zu tun. Es braucht also immensen Mut, Angst zu fühlen.
Mut allein reicht aber nicht aus.
Man kann sich von der Angst klein machen lassen, bis man sich so zerbröselt fühlt, dass man die Lügen der Gesellschaft glaubt und nach ihren unmenschlichen Spielregeln spielt, um Dinge zu erhalten oder zu erreichen, die ohne echten Wert sind oder die dir ohnehin schon gehören.
Man kann aber auch aufhören damit.
Und beginnen, die eigene, ruhige Größe zu erkennen und zu würdigen. Eine Größe, die dich nicht über andere stellt, die dir nicht einmal gehört, weil es einfach Gottes unendliche Liebe zu dir beziehungsweise in dir ist.
Vielen wird diese Sprache nicht schmecken, weil sie zu viel vergiftete Religiosität kosten mussten oder weil sie ihr Geschmacksvermögen durch seelisches junk food verwirrt haben. Aber es kommt nicht auf die Begriffe an, nicht darauf, ob du an Gott glaubst oder nicht, sondern ob du an dich als zutiefst geliebtes Wesen glauben kannst, das den Ruf „Fürchtet euch nicht!“ als Einladung zur Selbstbefreiung zu verstehen vermag.
Wenn man aus der Gruppe ausschert – und wenn man dem eigenen Weg folgt, kann man nicht anders, als aus der Gruppe auszuscheren – bekommt man es ebenfalls mit der Angst zu tun, weil wir zutiefst aufeinander bezogen sind und das Verlassen einer Gruppe oder das Ausgeschlossenwerden aus einer Gruppe existentielle Ängste auslöst. Ohne Angst geht die Selbstwerdung also nicht, aber wenn wir nicht danach streben, wir selbst zu werden, verweigern wir uns dem Fluss des Lebens und das macht letztlich auch Angst. Das bedeutet, dass es ohne Angst nicht geht.
Es muss also mit der Angst gehen!
Sich mit der Angst vertraut machen, ohne sich von ihr einsperren zu lassen, sie also weder verleugnen, noch von ihr davonzurennen, das ist eine Kunst und noch mehr ist es eine Gnade. Sich in der Enge der Angst für die Weite in uns zu öffnen, wieder und wieder. Nicht ein für allemal sich von der Angst heldenhaft befreien, sondern mitten in der Angst ruhig und weit werden können, in dem wir uns unserem göttlichen Kern zuwenden und anvertrauen und in der Haltlosigkeit, im Abgrund Geborgenheit, Getragensein erfahren.
(Das Cover oben ist ein Roh-Entwurf!)
Wie willst du einem Menschen trauen, der sich in den entscheidenden Fragen des Lebens auf das Urteil anderer verlässt? Was, wenn ihm diese anderen sagen, dass es das Beste ist, dich „vor den Bus zu werfen?“
Die Delegation der inneren Autorität an äußere Autoritäten ist so üblich, ja sie ist geradezu das Fundament für Zugehörigkeit zur Gesellschaft, dass es uns kaum auffällt, dass darauf kein Fundament für echtes Vertrauen unter den Menschen geschaffen werden kann – auch kein echtes Vertrauen sich selbst gegenüber.
Und wenn ich mir nicht traue, sondern externen Autoritäten, die mich vielleicht gar nicht kennen, wahrscheinlich nicht lieben, muss ich wieder Angst bekommen, eine unheimliche Spielart von Angst, weil ich nicht weiß, wer mir freundlich gesonnen ist und wer etwas im Schilde führt. In dieser Angst kann ich mich auf nichts und niemanden verlassen und darf deswegen nicht zu viel fragen und prüfen, weil mir sonst klar werden würde, dass da kein Boden ist. Wenn ich nicht geübt habe, mir selbst zu trauen, bin ich kein vertrauenswürdiger Mensch, allenfalls ein guter Untertan.
Und zu üben, mir selbst zu vertrauen, bedeutet nicht, mir anzumaßen, die Wahrheit zu kennen, sondern mich auf meinen inneren Kompass einzulassen, mit dem ich auf die Welt gekommen bin, der meine Verbindung zur Weisheit ist – und den die meisten Menschen zu ignorieren gelernt haben, nach dem hundertsten oder tausendsten oder hunderttausendsten Mal, nach dem ihnen gesagt wurde, dass sie nichts wissen und nichts wissen können und dass das eigene Gespür trügerisch sei, aber die Wahrheiten irgendwelcher Autoritäten nicht.
Das bedeutet natürlich nicht, die eigene Perspektive als objektive Wahrheit zu nehmen und diese nicht immer wieder zu prüfen! Es bedeutet jedoch, das eigene Erleben ernst zu nehmen.
Es wirkt eine unfassbare Intelligenz im Kosmos und in uns und diese beiden Intelligenzen sind aufeinander abgestimmt, weil sie nicht getrennt sind.
Unsere Anmaßung, mit dem rationalen Verstand, der Boss, der Besserwisser dieser Intelligenz sein zu wollen, muss Angst auslösen, weil wir in Wahrheit wissen, dass es eine Lüge ist.
Wir sind diesen Weg aber so weit gegangen, dass wir nicht mehr wissen, wie es anders geht, wie wir uns dieser Intelligenz in den täglichen Fragen des Lebens überlassen können, dieser Intelligenz, an der wir Anteil haben und von der wir Ausdruck sind. Das hat uns in eine schier aussichtslose Lage gebracht, in der der Verstand nicht mehr weiter weiß und doch keine Instanz außerhalb von sich anerkennt, sondern alles außerhalb des rationalen Denkens als unbewusst, also dumm ansieht.
Das sind keine abstrakten philosophischen Fragen, denen wir uns zuwenden können, wenn wir die Alltagsfragen halbwegs im Griff haben – es ist die zentrale Frage unseres Alltags: woran orientiere ich mich? Worauf verlasse ich mich? Wo nehme ich meine Antworten her?
Wie ist mein Zugang zu der umfassenden Intelligenz?
(Der zweite Teil folgt.)
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